Cyclo Cross Race Ma ´12

Als ich am Sonntag, 7.10.12 um 10 Uhr den Fuji Crosser startklar machen will, um zum Cyclo Cross Race Mannheim der MTG (Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft) anzureisen, stelle ich einen Platten am Hinterrad fest. Mein bar-Testtraining am Freitag hat den Reifen wohl übel mitgespielt. Aber nachdem ich beim Panther Cross am 3.10. mit zuviel Druck gefahren bin und nicht die nötige Bodenhaftung hatte, musste vor dem Rennen in Mannheim mit geringerem Druck trainiert werden, um Vertrauen in die Richtigkeit der Tatsache zu bekommen, daß man in schwierigem Gelände und sehr schnell mit eigentlich zu wenig Reifendruck unterwegs ist. Schnell behebe ich dieses nicht unübliche Crosserproblem “platter Reifen” und bin gegen 10:30 auf der Straße. Um 12 sollten die ersten Sigerehrungen stattfinden und die Strecke für eine Stunde freigegeben sein. Eine Erkundung der Crossstrecke vor dem Rennen ist immer tunlichst angeraten, und so mache ich auf dem Gelände der MTG gegen 12 den Fuji Crosser klar zur Probefahrt. Zuvor noch einen warmen Kaffee im Zelt getrunken – es hat gerade mal 12 Grad – und ein bißchen bei den U´s zugeschaut.

Die Testfahrt ist wie immer. Man findet die Strecke “nicht ohne” auf der ersten Runde, die zweite fühlt sich schon besser an, man merkt sich die kritischen Stellen (heute: eine 3m lange Sandstrecke in einer Linkskurve, das Doppelhindernis direkt nach einer Linkskurve im Startbereich, eine steile Rampe nach enger Kurve, nach dem Regen der Nacht einige Schlammkurven, Übergang auf Schotter in Kurven, ein 20 cm hoher mit einem horizontalen Pfahl verkleideter Absatz). Vor der dritten 2,5 km langen Runde lasse ich noch etwas Luft ab, hinten müssten es jetzt 2,8 bar sein, vorne ca. 2,4. Jetzt hafte ich schön satt am Boden in den Kurven, diese Runde fühlt sich schon ganz gut an, Sorgen macht mir der Pfahlabsatz, zu schnell drüber und das Hinterrad schlägt durch. Hoffentlich hält der Reifen durch. Immerhin regnet´s nicht mehr, es kommt sogar ab und zu die Sonne durch. Ich fühle mich gut. Gestern abend noch etwas bouldern gewesen, nur locker, für die Spannkraft. Jetzt steigt die Anspannung ob meines bevorstehenden erst 3. Crossrennens.

Die letzten zweieinhalb Stunden trinke ich noch Kaffee im Zelt bei den sehr netten MTGlern, die eine tolle Bewirtung mit süß bis herzhaft organisiert haben, und esse mein obligatorisches Rosinenbrötchen. Richtig spannend ist das Singlespeed-Rennen und das Hauptrennen U23/Elite. Ein irres Tempo wird bei letzterem über 10 Runden und 50 min gefahren, Bunnyhops inlusive. Bei uns Senioren 2/3/4 werden es um 15 Uhr 9 Runden und 45 min sein. 15 min länger als der Panther Cross zuletzt. Zur Sicherheit packe ich mir ein 2fach Gel ins Trikot, das ich kurz vorm Rennen verkonsumieren werde. Ab 14:30 fahre ich mich locker mit den Konkurrenten auf der Straße vor dem Gelände ein, Muskeln aufwärmen, ein paar Laufschritte für die Laufpassagen.

Um 14:55 stehe ich im vorderen Drittel des Startblocks des heute größten Feldes mit 55 Fahrern. Ein Fahrer hinten läßt geräuschvoll noch etwas Druck ab, was einige andere animiert, dassselbe zu tun. Mein Druck stimmt.
Die Lautsprecherreden ziehen wie üblich an mir vorbei, in Gedanken bin ich schon bei den kritischen Stellen und bei der heutigen Taktik. Heute will ich bissiger fahren: An die Vordermänner konsequent dranhängen, meinen Hintermännern das Überholen so schwer wie möglich machen, wenn nicht sogar verhindern, auf den Geraden selbst überholen, wenn irgendwie mit meinem physischen Zustand kompatibel.

Startschuss. Nach 50 Metern kommt die erste scharfe Kurve, es staut, ich komme innen aber gut herum, die erste 180-Grad Rampe um einen Baum, es staut wieder, ich muß absteigen, laufe hoch um den Baum, aufsitzen, runter, 180-Grad Kurve, der erste Sand, Rampe, kleine Gerade, Kurve runter, das Feld ist jetzt eine Kette, ich schnaufe durch, kann in der Kette mitfahren, ohne abreißen zu lassen oder überholt zu werden – ein gutes Zeichen. Nicht gleich überpacen, sonst geht irgendwann das Licht aus!

Die Schlammstücke sind kraftraubend, die Reifen kleben am Boden, beim dritten Durchfahren des Sandstückes bin ich unkonzentriert, fahre die falsche Spur, bleibe stecken und muß vom Rad, was mich einige Plätze kostet. Nach dem Doppelhindernis sitze ich nicht gleich wieder auf, sondern laufe um die Rechtskurve, womit ich meistens einzelne Fahrer, die mich vorher überholt hatten, wieder einkassiere. Technisch klappt es heute sehr gut, die engen Kurven fahre ich bis auf paar kleine Unkonzentriertheiten auf einer passablen Linie, die Rampen gehen heute im Sitzen, was der Traktion im weichen Untergrund zugute kommt. Nur der Pfahlabsatz schlägt jedesmal stärker durch, weil ich das Rad zunehmend weniger hochziehen kann. Ich bange um mein Hinterrad und nehme die Stelle ab sofort etwas langsamer. Nach zwei Dritteln des Rennens fahre ich im hinteren Mittelfeld, wahrscheinlich irgendwo im Bereich Platz 33, merke aber, daß ich schon ganz schön Pulver verschossen habe. An den steilen Rampen muß ich jetzt aus dem Sattel, auf den Geraden gelingt es einigen, mich zu überholen. In der 7. Runde kündigt sich mit “Achtung Spitze! Rechts !” von hinten die übliche Überrundung an. Irgendwann höre ich durch die Bäume von links die Glocke. Letzte Runde für die Spitze! Ist die Spitze durch die letzte Runde, ist nach Reglement für alle das Rennen vorbei. Jetzt heißt, es keinen Platz mehr preisgeben bzw. Plätze gutmachen! Ich hänge mich an meinen Vordermann, um ihn bei Gelegenheit zu attackieren, muß aber für die Spitzenfahrer, die teilweise im Plätzekampf waghalsig überholen und sich in nicht vorhandene Lücken einfädeln, Platz machen. Nach einer Runde ist klar, daß ich ihn nicht mehr überholen werde, der Abstand vergößert sich zunehmend. Ich fahre über die Ziellinie, man läutet mir meine letzte Runde. Vor mir taucht ein anderer Fahrer mit rotem Trikot auf, der ein wenig zurückgefallen ist, jetzt etwa meinTempo fährt. Ich hänge mich dran, versuche in einigen engen Kurven zu überholen, er läßt es nicht zu, ich warte bis zum Doppelhindernis, dort will ich mit meinem Lauftrick an ihm vorbei. Vorher noch die Sandstrecke, jetzt bloß nicht falsch durchfahren und wieder absteigen müssen. Konzentrieren … durch ! Jetzt die Linkskurve vor den Hindernissen, rechts aus dem Pedal raus, vorne innen durchschreiten, um die Geschwinigkeit mitzunehmen, er geht über die Hindernisse, ich direkt dahinter, er sitzt noch vor der unmittelbar hinter den Hindernissen folgenden Rechtskurve auf, verliert dadurch etwas an Geschwindigkeit, ich laufe innen vorbei, renne den Crosser schiebend noch ein Stück in die Gerade, springe auf, komme gut in die Pedale … vorbei! Einen Platz vorläufig gutgemacht. Der Rotbekleidete hängt sich an mein Hinterrad, muß aber irgendwann abreißen lassen, ich höre seine Atem- und Schaltgeräusche nicht mehr. Noch eine halbe Runde, also etwas mehr als 1 km zu fahren, die schwersten Stellen der Strecke kommen jetzt noch einmal. Ich fahre langsam auf einen weiteren Fahrer auf, der, als er mich bemerkt, anzieht. Auch er will keinen Platz verlieren. Keine Chance auf den Schlamm- und Schotterstücken vorbeizukommen. Meine Beine geben nichts mehr her. Vielleicht gelingt nach den Hindernissen kurz vor dem Ziel noch einmal das “Lauf-und-schieb-Überholen”. Es gelingt nicht. Der andere hat den Braten gerochen, und die Rechtskurve nach den Hindernissen so eng genommen, daß ich nicht vorbeirennen konnte. So bin ich 100 m vor dem Ziel immer noch an seinem Hinterrad. Es sind noch 3 enge Kehren auf nasser Wiese zu fahren, dann kurzer Zielsprint. Unerwartet nimmt er die vorletzte 180-Grad-Rechtskehre etwas weit, ich kann innen vorbei, bin gleichauf, aber für die allerletzte 90-Grad-Linkskehre vor dem Ziel an schlechter Position, nämlich außen. Ich lasse ihn deswegen wieder vorbei, um die Linkskehre innen zu bekommen, es gelingt. Beide um die Kurve, ich innen, er außen. 40 m vor uns die Ziellinie. Wir fahren exakt nebeneinander, beide aus dem Sattel treten wir rein mit letzter Kraft und kommen gemeinsam über die Linie. Später wird sich herausstellen, daß mein Transponder zuerst registriert wurde, es können aber höchstens Millimeter gewesen sein. Ausfahren, ausatmen. Mein Zielkonkurrent aus dem Saarland reicht mir lachend die Hand. Sehr nett. Er ist 40., ich 39. von 49. Ich bin zufrieden mit meinem dritten Crossrennergebnis ever.

Siegerehrung mit noch einem Kaffee, Rad kärchern, auf die Straße, ein wunderschöner sonniger Abend. Ich beschließe, noch eine Stunde durch unsere Weinberge auszuradeln und tue es. Ein tolles Rennen! Tolle Strecke, sehr professionell organisiert, sehr freundliche Helfer, 170 Starter. Auf 2013 freue ich mich heute schon.
Möglicherweise fahre ich bis dahin einen anderen Crosser. Der Fuji Performance CX ist solide und wendig, mit knapp 11 Kilo aber nicht ganz leicht. Ein Kilo weniger kann auf diesen Distanzen schon ein paar Plätze ausmachen. Man wird sehen.
In zwei Wochen am 21.10.2012 steht das 4. Klottener Cyclocross- und MTB-Rennen an. sab fährt (hoffentlich) auch. Also, bis dahin: Dig in !

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